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Unser erstes Bikepacking Abenteuer

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Gesagt. – Geplant. – Getan.

Offseason 2020

Normalerweise ist die Offseason, die Zeit im Jahr, in der die Füße hochgelegt werden, man durch die Wettkampfbilder aus der vergangenen Saison scrollt und mehr Schokolade als sonst essen darf..

2020 war aber eben nicht normal. Da letztes Jahr kaum Wettkämpfe stattgefunden haben, sollte das Ende der Saison noch einmal einen Höhepunkt für uns bereit halten.

Eine Woche Bedenkzeit muss genügen

An einem Sonntagmorgen im September, war es dann soweit. Die Reise mit unseren Rennrädern, vollgepackt mit jeweils 3 Radtaschen, konnte losgehen.

Wir starteten unsere erste Etappe von Kempten im Allgäu aus, da Julia zu diesem Zeitpunkt noch dort gewohnt hatte. Unsere Tour führte in das 157 km entfernte Chur in der Schweiz. Bei bestem Wetter und harmlosen Höhenmetern verlief alles reibungslos. Na also, so schwer war das doch garnicht.

Hotel – duschen – Pizza – der nächste Tag kann kommen.

Am Montag darauf führte unsere Tour durch die Viamala-Schlucht und den San-Bernadino-Pass hinauf Richtung Lugano in der Region Tessin.

Bei teils ordentlichem Gegenwind, waren wir an dem Tag nach 165 km und 2400 Hm dann doch froh, als wir wieder unsere obligatorische Pizza vor uns stehen hatten.

Restday und andere Abenteuer

Der dritte Tag sollte unser Erholungstag werden. Die 77 km nach Mailand waren uns dann aber doch zu langweilig.. und ins Radio wollten wir auch schon immer einmal.

Also wurde unsere Bundesstraße plötzlich zur Autobahn und schon standen wir auf der autostrada in Italien. Keine 5 Minuten später wurden wir dann auch schon mit Blaulicht zur nächsten Ausfahrt kutschiert. Genug Abenteuer für diesen Tag.

Am nächsten Morgen kannten wir lediglich unser Ziel: der Gardasee in Italien. Wohin genau, wie viele km, wo wir schlafen werden.. das stand alles noch in den Sternen.

So fuhren wir also los und strandeten irgendwann in Brescia. Bei einem sehr guten Cafe und einem leckeren Panini waren wir uns einig – die Beine sind fit, der Kopf auch – bis nach Riva del Garda schaffen wir es heute noch. 190 km, und die letzten 40 km im 2er Zeitfahren, später. – Wir sind wieder bereit für unsere Pizza.

Müde, unmotiviert, wenig Energie

Tag 5 wurde zäh. Auf uns warteten 157 km und ein Umweg von 20 km über den Monte Bondone, welcher die Stimmung an diesem Tag nicht wirklich aufhellte.

Ein platter Reifen und ein Hungerast, machten die ganze Sache rund. Zum Glück gibt es auch in Südtirol ausreichend Kekse und Schokolade. Damit haben wir unser Ziel Meran in Südtirol dann irgendwann doch noch erreichen können..

5 Grad und Dauerregen – was jetzt?

Schon Freitag und nur noch 3 Etappen die bewältigt werden müssen. Allerdings standen uns jetzt die härtesten Tage bevor.

Wir wussten, dass es an diesem Tag kalt und nass werden sollte.

Allerdings führte unser Weg genau heute über den Jaufenpass und über den Brenner in Richtung Innsbruck. Nach langem hin- und her- überlegen entschieden wir uns, es zu versuchen. Wie dumm wir doch waren, vielleicht zählt hier noch jugendlicher Leichtsinn. 😉

Plastiktüten sollten unsere Füße wenigstens ein wenig länger warm und trocken halten.

Von Meran aus, fuhren wir also nach St. Leonhard im Passeiertal. Ab hier ging es dann 15 km lang bergauf, bis auf 2.094 m. Fast oben angekommen wurde es hart. Es wurde immer kälter und wir waren mittlerweile komplett durchgeweicht. Unsere Füße und Hände konnten wir zwar noch sehen.. aber spüren nicht mehr. Kein Wunder, bei 4 Grad und Schneeregen. Den Wetterbedingungen ausgesetzt zu sein hat uns an diesem Tag wirklich Angst gemacht.

Als wir dann im Nebel die Lichter der Edelweisshütte brennen sahen, liefen auch ein paar Tränen der Erleichterung. Endlich ins Warme!

Weiterfahren? Unmöglich! Die Temperaturen sollten auch weiter unten nicht mehr ansteigen und auf dem Brenner fiel mittlerweile Schnee.

Michel organisierte uns also eine Mitfahrgelegenheit bis kurz vor Innsbruck. An diesem Tag waren das nette Pärchen mit Ihrem großen Camper, unsere Helden. Schön zu wissen, dass es noch so hilfsbereite Menschen gibt 🙂

Bei einer großen Portion Käsespätzle tauten wir so langsam wieder auf und sahen dem Schnee beim herunterrieseln zu. Die ersten Flocken 2020..und das während unserer Radtour. Suboptimal.

Der nächste Morgen

Guten Morgen. Kalter Morgen. Die Schneefallgrenze war nur ein paar Meter über unserem Standpunkt. Das Thermometer zeigte auch an diesem Tag nur 3 Grad an und der Regen hatte keine Pause eingelegt. Somit führte unsere letzte Etappe mit dem Flixbus von Innsbruck nach München und von München mit dem Zug zurück nach Kempten.

Aber wir waren uns schnell einig, so konnten wir unser Abenteuer nicht beenden.

..Ein neuer Plan musste her.

Die letzte Etappe – Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang

Ziel unserer Bikepackingtour sollte Kronach in Oberfranken werden. Somit lagen zwischen uns und unserer Finishline 382 km. Das sollte doch machbar sein.. an einem Tag.

Somit ging es am letzten Tag um 6 Uhr los.. einmal quer durch Bayern, vom Allgäu nach Oberfranken. Sonne und Wind standen mittlerweile wieder auf unserer Seite und mit einem 31er Schnitt rollten wir unserem letzten Ziel entgegen.

Müde aber glücklich, und auch ein bisschen stolz, hatten wir es nach 12,5 Stunden geschafft.

8 Tage, 1170 km und 35h im Sattel später..

Uns hat das Ganze wieder einmal gezeigt:

Abenteuer erlebt man nicht auf dem Sofa. – life begins out of your comfortzone.

Wir wünschen Euch große Abenteuer,

Julia & Michel

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