Wann genau ist man denn jetzt eigentlich ein Triathlon-Profi?

Profi-Lizenz heißt ‚Profi sein‘ leben?

Gleich eines vorne weg. Normalerweise fällt es mir relativ leicht einen Text zu verfassen. Anders war es hier. Es gibt einfach so viele unterschiedliche Meinungen, Eindrücke und persönliche Erlebnisse zu diesem Thema, die ich aber am liebsten alle zu Papier bringen möchte. Aber gut, beginnen wir mal mit diesem Beitrag. Der Rest folgt dann einfach nach und nach. 🙂

2021, ein erfolgreiches Triathlon-Jahr geht zu Ende. Und nach jeder Saison stellt man sich ja dann die Frage, wie geht’s denn jetzt weiter? ..und auch wenn es etwas Überwindung gekostet hat.. Meine Entscheidung steht fest, die Profi-Lizenz wurde beantragt.. auch wenn ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob ich diesen Status überhaupt verdient habe. Aber genau da sind wir ja schon beim Thema..

Der Unterscheid von Agegrouper zu Profi

Wir haben Euch gefragt.. Was heißt für Euch Profi sein? Und was unterscheidet einen Agegrouper zu einem Pro Triathlet? Eure Meinung dazu ist relativ klar. Anders als bei einem Agegrouper, kann der Alltag komplett nach dem Training ausgerichtet werden. Außerdem muss keiner anderen Arbeit nachgegangen werden und Sponsoren stärken den schnellen Jungs und Mädels den Rücken.

Und ich, als noch Agegrouper, habe das lange genau so gesehen bzw. habe ich vermutet, dass es wohl genau so sein muss. Bis ich dieses Jahr durch Michel und meine Rennen ein Stückchen Näher an das Profi-Geschehen gerückt bin.

Aus meiner jetzigen Sicht gibt es auf dem Blatt Papier genau zwei Unterschiede von Profi-Neuling zu Amateur:

  • Der eine hat 300 € bezahlt und ein ärztliches Attest eingereicht um die Profi-Lizenz zu lösen. Der andere nicht.
  • Man dominiert in Rennen das Alterklassenfeld und kann sich im Profi-Feld behaupten (bei den meisten ist das zumindest so)
  • Für alles andere bist Du dann aber selbst verantwortlich.

Für mich waren 2 Punkte Ausschlag gebend, warum ich den Schritt wagen möchte. Zum einen waren Rennen, in denen die Profi-Mädels vor mir bzw. vor den Amateuren gestartet sind, für mich keine Kopf an Kopf – Rennen. Sondern ein Rennen gegen mich selbst und gegen die Zeit. Laut Gesamtergebnis hätte ich bei den PROs mitmischen können – und genau auf dieses Kopf an Kopf-Ding habe ich einfach wieder Bock 🙂 Einfacher gesagt: die Renndynamik ist im Profifeld einfach eine andere.

2. Beweggrund waren die Preisgelder. Wir stecken alle viel Geld, Zeit und Energie in diesen Sport. Angefangen beim Schwimmbadeintritt bis hin zum Material und Reisekosten zu Wettkämpfen. Wenn dann ein Preisgeld herausspringen würde.. und man das aufgrund von einer fehlenden Lizenz nicht bekommt, ist das sehr bitter. Aber dazu gleich mehr 🙂

Was ändert sich mit einer Profi-Lizenz?

In erster Linie stellst Du dich im Rennen erstmal nur den schnellen Jungs und Mädels.

Aber mal ganz ehrlich – wer sich für eine Lizenz entscheidet, stellt sicher auch eine gewisse Anforderung an sich selbst. Man hat ja schließlich schon in den Jahren davor für gewisse sportliche Leistungen gearbeitet und möchte auch weiterhin an den Erfolgen anknüpfen.

Und genau da sind wir an dem Punkt angekommen, bei dem es uns sehr häufig die Nackenhaare aufstellt. Sicher hat man für die Lizenz ’nur‘ Geld zahlen müssen.

Allerdings: für die Leistung, Platzierungen, Sponsoren und Preisgelder muss jeder selbst sorgen!

Besonders dieses Jahr ist mir bewusst geworden wie hart dieses Business ist. Nicht nur, dass das Trainingspensum enorm ist, auch die Reisen zu den Wettkämpfen, Job und Sponsorensuche unter einen Hut zu bekommen, ist kein Zuckerschlecken. Meiner Meinung nach ist man als ein Profi, dessen Anliegen es ist im Feld mitmischen zu können, ganz einfach ein Einzelunternehmer. Ein Unternehmer, der Training, Einnahmen durch Job und Sponsoren, Werbeplattformen, Trainingsmöglichkeiten usw. unter einen Hut bekommen muss.

Was sich ebenfalls ändert – und was viele nicht Wissen: Preisgelder werden bei den meisten Rennen nur an PROs ausgezahlt. (hat z.B. Gründe bzgl. Steuern) Als Beispiel nenne ich hier mal mein 70.3 Rennen in Warschau (Polen). Als Agegrouperin bin ich 2. Gesamt geworden. Mit den Profi-Mädels gerechnet. Preisgeld 2.000 €. Wie viel ich davon bekommen habe? 0 €.

Warum entscheide ich mich für eine Pro-Lizenz?

Meine Zusammenfassung dazu:

  • Man führt das Alterklassen-Feld bei mehreren Rennen an
  • Zeiten reichen aus, um im Profi-Feld ‚mitspielen‘ zu können
  • Man läuft in Preisgeld-Ränge
  • Zu wenig Herausforderung im Agegrouper-Bereich
  • Sponsoren-Suche wird teilweise etwas ‚leichter‘ ..etwas..
Mythos Profi und Sponsoren

Ich würde es als ein weit verbreitetes Gerücht bezeichnen, dass man als Profi-Triathlet grundsätzlich Sponsoren hat, die einen finanzieren und man sich Tag ein Tag aus ausschließlich dem Sport widmen kann .. und man natürlich auch ausreichend Regenerationszeit hat. – Was für eine tolle Vorstellung!

Wie in diesem Fall unsere Situation, bezüglich Einnahmen-Ausgaben-Sponsoren- usw. aussieht? Dazu kommen wir noch in einem anderen Beitrag..

Nehmen wir noch das Thema Social Media dazu. Für viele, wahrscheinlich für die meisten Sponsoren, ist mittlerweile, neben der sportlichen Leistung, auch eine gewisse Medienpräsenz wichtig. Natürlich einleuchtend, schließlich eine gute Möglichkeit Werbung mit einzubinden. Und hier kommen wir zu P³. Ja natürlich macht uns das ganze Spaß! Wir freuen uns, dadurch den ein oder anderen motivieren zu können und Euch Themen näher zu bringen, die gerne mal unter den Tisch fallen. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, ist das ganze auch Zeit und Arbeit. Natürlich versuchen wir auf diese Art und Weise eine Möglichkeit zu schaffen, irgendwann für Sponsoren interessanter zu werden. Und hier werfe ich noch einmal das Wort Unternehmer in den Raum.

Was allerdings nicht sein sollte – .. dass man als Leistungssportler nur ins Profi-Business einsteigen kann, wenn man Influencer-Qualitäten und eine enorme Reichweite hat. Wo bleibt da der Leistungsgedanke? Unser Fazit.. und was sehr viele unterschätzen – ..Sponsoren zu haben, heißt auch unzählige Emails verschickt zu haben, für sportliche Erfolge zu sorgen und Werbeplattformen zu erschaffen.

Nun gut.. kommen wir langsam zum Ende. Wir finden es aufjedenfall etwas eintönig, Euch nur unsere Sicht der Dinge zu schildern und haben noch 10 weitere schnelle Jungs und Mädels mit ins Boot geholt und mal nachgefragt.. Wie finanzieren die sich?, Voll- oder Teilzeit Job? ..und was die 10 mal zum Thema Profi-Sport los werden wollen! Dazu aber bald mehr! 🙂

Ihr habt Fragen, oder wollt Euch dazu gerne mitteilen? Immer her damit, wir freuen uns auf Eure Kommentare!

Ansonsten leuten wir hiermit unsere PRO Themenwoche ein und freuen uns, wenn Ihr Euch mal blicken lasst! 🙂

Liebe Grüße an da draußen,

Julia und Michel

Ein Kommentar zu “Wann genau ist man denn jetzt eigentlich ein Triathlon-Profi?

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